Der Wirkstoff Oxazepam gehört zu den wichtigsten Mitteln gegen Angstzustände und Schlafstörungen. Er wurde im Jahr 1965 entwickelt und ist inzwischen in zahlreichen Medikamenten enthalten.
Er gilt allgemein als gut verträglich, kann allerdings schnell zu einer Abhängigkeit führen. Kinder und Schwangere sollten Oxazepam nur nach Rücksprache mit dem Arzt einnehmen. Hier lesen Sie alles Wichtige über Oxazepam.
Oxazepam wird zur symptomatischen Behandlung akuter und chronischer Angst-, Spannungs- und Erregungszustände sowie von Durchschlafstörungen eingesetzt. Eine Abhängigkeit kann sich bereits innerhalb weniger Wochen entwickeln. Daher sollten Behandlungsdauer und Dosis so gering wie möglich gehalten werden.
Das menschliche Nervensystem verfügt über verschiedene Botenstoffe (Neurotransmitter), die aktivierend oder hemmend wirken können. Im Normalfall liegen sie in einem ausgewogenen Gleichgewicht vor und gewährleisten eine angemessene Reaktion auf äußere Umstände wie Ruhe oder Stress. Einer dieser Botenstoffe, GABA (Gammaaminobuttersäure), wirkt hemmend auf das Nervensystem, sobald er an seine Andockstellen (Rezeptoren) bindet.
Oxazepam verstärkt als Vertreter der sogenannten Benzodiazepine die Wirkung von GABA, woraus eine angstlösende und beruhigende Wirkung (Anxiolyse und Sedierung) resultiert.
Der Wirkstoff Oxazepam wird nach der Aufnahme über den Mund (peroral) langsam, aber vollständig aus dem Darm ins Blut aufgenommen. Daraufhin verteilt er sich im Körper und reichert sich teilweise im Fettgewebe an. Der Abbau des Wirkstoffs findet in der Leber statt. Die Abbauprodukte werden hauptsächlich über die Nieren ausgeschieden.
Oxazepam gehört zu den mittellang wirksamen Benzodiazepinen. Die Wirkung dauert etwa acht bis zehn Stunden an. Die Wirkdauer kann individuell allerdings großen Schwankungen unterliegen.
Zu den Anwendungsgebieten (Indikationen) von Oxazepam gehören: Angst, Spannungs- und Erregungszustände (chronisch und akut).
Medikamente mit Oxazepam werden normalerweise in Form von Tabletten mit ausreichend Flüssigkeit (am besten mit einem großen Glas Leitungswasser) geschluckt. Die Einnahme erfolgt bei Angstzuständen über den Tag verteilt. Bei Schlafstörungen sollte der Wirkstoff kurz vorm Schlafengehen eingenommen werden, um die Hauptwirkung auf den Schlaf zu reduzieren.
Die Oxazepam-Dosierung beträgt bei Angstzuständen in der Regel zwischen 30 und 60 Milligramm über den Tag verteilt; bei Schlafstörungen werden am Abend zehn bis 30 Milligramm eingenommen.
Kinder, ältere Patienten und Patienten mit Leberfunktionsstörungen, Kreislaufbeschwerden oder Atemproblemen erhalten eine niedrigere Dosis.
Das Absetzen von Medikamenten mit Oxazepam sollte „ausschleichend“ erfolgen. Das bedeutet, dass man die Oxazepam-Dosis schrittweise reduziert, um Entzugssymptome weitgehend zu vermeiden.
Nebenwirkungen treten insbesondere in den ersten Tagen der Behandlung auf und sind abhängig von der Dosis unterschiedlich stark ausgeprägt. Durch sorgfältige und individuelle Einstellung können sie in der Regel vermindert bzw. vermieden werden.
Benzodiazepine machen bereits nach kurzer Zeit abhängig. Dosis und Behandlungsdauer sollten daher so gering wie möglich gehalten werden, um das Risiko der Entwicklung einer Abhängigkeit zu minimieren.
Im Folgenden sind die Nebenwirkungen von Oxazepam nach ihrer Häufigkeit aufgelistet:
Häufig:
Gelegentlich:
Nicht bekannt:
Psychische Reaktionen wie z.B. Halluzinationen, Albträume, Psychosen und Verhaltensstörungen sind insbesondere bei älteren Patienten und bei Kindern möglich.
Beim plötzlichen Beenden insbesondere einer längeren Anwendung von Oxazepam können Absetzerscheinungen (z. B. Rebound-Phänomene) bzw. Entzugssymptome auftreten. Diese können sich z. B. in Schlafstörungen, vermehrten Träumen, außergewöhnlicher Angst, Schwitzen, Zittern, innerer Unruhe und Verwirrtheit äußern. In schweren Fällen können bedrohliche körperliche und seelische Reaktionen auftreten, wie Realitätsverlust, Persönlichkeitsstörungen, Überempfindlichkeit gegenüber Licht, Geräuschen und körperlichem Kontakt, Taubheit und Parästhesien in den Extremitäten, Halluzinationen, Entzugsdelir oder epileptische Anfälle.
Bei Patienten mit Epilepsie kann das plötzliche Absetzen von Oxazepam zu Krampfanfällen führen.
Besondere Vorsicht ist geboten, wenn der Behandelte unter Atemwegserkrankungen, Herzkreislauferkrankungen oder Depressionen leidet.
Medikamente mit Oxazepam dürfen nicht angewendet werden, wenn ein erhöhtes Suchtrisiko besteht oder der Behandelte an einer Muskelerkrankung leidet (wie Myasthenia gravis).
Medikamente mit Oxazepam und die folgenden Stoffe können sich gegenseitig in ihrer Wirkung verstärken:
Medikamente mit Oxazepam beeinträchtigen stark das Reaktionsvermögen. Experten empfehlen deshalb Patienten, nicht aktiv am Straßenverkehr teilzunehmen oder schwere Maschinen zu bedienen. Dies gilt insbesondere in Kombination mit Alkohol, da die Wirkung dann noch verstärkt wird.
Zur Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren liegen bisher nur sehr wenige Erfahrungen vor. Deshalb sollte der Arzt stets den individuellen Nutzen gegen das entsprechende Risiko abwägen, bevor eine solche Behandlung begonnen wird.
Medikamente mit Oxazepam sollten in der Schwangerschaft und Stillzeit nur eingesetzt werden, wenn es zwingend notwendig ist. Das Ungeborene gewöhnt sich schnell an den Wirkstoff, sodass es nach der Geburt zu Entzugssymptomen beim Neugeborenen kommen kann ( „floppy infant“- Syndrom).
Der Wirkstoff geht in die Muttermilch über, sodass es zu einer Sedierung (Ruhigstellung) des Säuglings kommen kann.